Geschichte von Anadol

Anadol ist die erste in Serie produzierte Automarke der Türkei.

Anadol ist in der Bedeutung für die Türkei vergleichbar mit dem Volkswagen Käfer für Deutschland und dem Fiat 500 für Italien.

Die Fahrzeuge wurden in der von Vehbi Koç gegründeten „Otosan Otomobil Sanayi A.Ş.“ (Otosan ist die Abkürzung für Otomobil Sanayi = Automobil-Industrie) in den Jahren 1966 – 1984 hergestellt.

Die Gründung dieser einheimischen Automobil-Marke wurde durch einheimische und ausländische Hindernisse erschwert und versucht zu verhindern. In den Gründungsjahren von Anadol gab es nur ausländische Automobile in der Türkei; vor allem die großen und sprit-fressenden amerikanische Automobile. Deren Anschaffung und auch die Wartung mit Ersatzteilen waren mit hohen Devisen-Verlusten für die Türkei verbunden.

Die Entstehungs-Geschichte ist sehr interessant und wird in dem Buch „Başlangıncından bitişine – Anadol’un hikayesi“ (Aydın Demirer und Özgür Aydoğan, Güncel Yayıncılık) sehr schön beschrieben. Jedoch ist dieses in türkischer Sprache.

Da sich eine Produktion einer Stahlkarosserie aufgrund der hohen Kosten für die Schablonen erst ab einer grösseren Produktionsmenge amortisieren würde, musste man andere Produktionsmethoden in Erwägung ziehen. So kam man auf die günstigere Produktionsmethode der Fiberglas-Karosserie, welche von Reliant in England schon praktiziert wurde.

Die ersten Anadol Modelle wurde von den englischen Firmen Reliant und Ogle entworfen.

Die Karosserie aller Anadol Modelle besteht aus Fiberglas/Kunststoff und als Motoren wurden Ford Motoren benutzt.

Die von 1966 bis 1984 fortgeführte Produktion von Anadol wurde nach 1984 an die Produktion von Ford Taunus übergeben; jedoch wurden die Anadol Pickup-Modelle „Otosan 500 und 600D“ bis 1991 weiter produziert.

Die Produktion der Plastikkarosserie wurde eingestellt, weil der Grundstoff Öl knapper und teurer wurde. Genauso hatte die Ölkrise zuvor einigen fortschrittlichen Anadol Modellen wie dem Sportwagen A4 STC-16 und dem Geländewagen A6 Böcek den Erfolg zunichte gemacht.

Heutzutage führt Otosan unter der Lizenz von Ford Motor Company die Produktion von Personenkraftwagen in neuen Produktionsstätten fort und exportiert diese Fahrzeuge in alle Welt, vor allem in die Europäische Union. Einzelne Baureihen von Ford werden nur im türkischen Werk produziert.

Die Fabrik wurde nach 1984 für die Produktion von Ford benutzt.

Auch wenn die Herstellung der Anadol-Fahrzeuge am 19.12.1966 begonnen hat, wurden die für den Verkauf und die Verkehrszulassung notwendigen Erlaubnisse durch bürokratische Hindernisse erst am 28.02.1967 erteilt, so dass der Verkauf erst ab diesem Datum starten konnte.

Der Name Anadol wurde nach einem öffentlichen Namensgebungs-Wettbewerb ausgewählt.

In den letzten Jahren von Anadol wurden für Automobil-Geschichte wichtige Schritte beschritten.

Wankel-Motor

Es wurde durch türkische Ingenieure von Anadol ein Wankel-Motor mit über 100 PS Leistung gebaut, jedoch aufgrund hoher Kosten für die weitere Forschung nicht weiter verfolgt. Einer dieser Wankel-Motoren befindet sich Rahmi Koç-Museum.

Prototyp FW 11 à Scimitar SE7 + Citroen BX

1977 hat Marcello Gandini das Design für einen Prototyp FW11 für Anadol und Reliant entworfen.

Vom Prototyp FW11 wurden 4 Stück hergestellt. 2 von diesen wurden zu Anadol in die Türkei und die anderen 2 zu Reliant nach England geschickt.

Der FW11 hatte ein modernes Design und für die damaligen Verhältnisse ein sehr luxuriöses Zubehör. Als Beispiel dafür seien die damals in keinem Serien-Automobil vorhandenen elektrischen Fensterheber genannt.

Da somit die Herstellungskosten sehr hoch waren, hat Anadol die Produktion dieses Prototyps aufs Eis gelegt. Eines der FW11 Prototypen wird seit dem Jahre 2004 im Rahmi Koç-Museum ausgestellt.

Reliant jedoch hat das Design des Prototypen FW11 weiterentwickelt und als Scimitar SE7 auf den Markt gebracht. Legendär….

Das FW11-Projekt wurde später von der französischen Automobilfirma Citroen aufgekauft. Anstatt Fiberglas wurde Aluminium verwendet und einige andere Änderungen vorgenommen und schliesslich mit dem Namen Citroen BX als ein „Bestseller-Modell“ 12 Jahre lang produziert und verkauft.

Prototyp Çağdaş

Eines von vielen Anadol Prototypen.

Ausgestattet mit einem Wankel-Motor mit 100 PS Leistung.

Aufgrund von politischen, sozialen und ökonomischen Wirren um das Jahr 1980 konnte das Projekt nicht weiter verwirklicht werden.

Prototyp A9

Prototyp mit Design von Bertone.

Anfang der 1980er Jahre entwickelt und der letzte Prototyp der Marke Anadol. Ein 4-türiges Sedan-Modell mit modernem Design. Das Heck dieses Prototyps ähnelte stark dem erst später weiterentwickelten Peugeot 405 und insgesamt ähnelte der Prototyp den Mitte der 1980er Jahre auf den Markt erschienenen Volvo Sedan-Modellen. Die Felgen dieses Prototyps wurden in einem damals futuristischen Design entwickelt. Dieses Felgen-Design wurde ab 1985 von den neu auf dem Markt erschienenen europäischen Modellen verwendet.